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JÖRG BÜRKLE aktuell |
Zu Vokativ, 220 x 220 cm, Öl auf Cotton Duck, 2003-2005
Das Bild Vokativ ist aus zahllosen, hauchdünn vertriebenen, lasierenden Schichten in wechselnden Tonwerten aufgebaut. Es zeigt ein großes, rotes quadratisches Binnenfeld, gleichseitig umfangen von der kaum größeren, ebenfalls roten quadratischen Gesamtfläche des Formats. Der minimale Kontrast zwischen diesen beiden, gleich massiven Feldern birgt keine nennenswerten illusionistischen Effekte. Stattdessen öffnet sich die leicht pulsierende Bildfläche im Lauf des Betrachtens, woraufhin die Anmutung einer sich unwillkürlich generierenden, inexponiblen Zuwendung entstehen kann. So wirkt das Bild, gegenläufig zu den fordernden Qualitäten der kraftvollen Farbe und gegenläufig zu seiner weitgehend geschlossenen Faktur, weder aggressiv noch pathetisch oder hermetisch. Auch erscheint die offensichtlich einfache, symmetrische Komposition weder simpel noch erweckt sie den anonymen Eindruck einer „non-relationalen“ oder „strukturalen“ Konstellation. Im Gegenteil, das Bild hat einen selbstevidenten Schnittpunkt, aus dem sich die Konstruktion des Gezeigten perspektivisch erklärt, sofern man zugesteht, dass ein solcher Fluchtpunkt nicht allein in einer imaginären Szenerie, sondern auch in der Präsenz des Betrachtenden angesiedelt werden kann. Zumindest war es dieses Anliegen, welches mich in Vokativ beschäftigte. Ich wollte malend darauf reagieren, dass die Rede von den Menschen oder der Menschheit eine argumentative Konstruktion ist, während in Wirklichkeit eine endliche Zahl konkreter Personen existiert und jede Person ein Absolutes ist. Entsprechend versuchte ich, ein Bild zu ermalen, das nicht im Geringsten argumentiert, das seine ästhetische Überzeugungskraft nicht aus irgendwelchen, mehr oder weniger zufälligen Assoziationen gewinnt, sondern allein daraus, dass es zunächst den nicht austauschbaren Singular seiner Betrachter eindrücklich anspricht. |
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